30.08. - museo textil precolombino... und ein Elektronikgeschäft

Luise

Der Tag beginnt erstmal mit einer Katastrophe: Das Kartenlesegerät hat den Geist aufgegeben. Sprich Datensicherung is´ nich! Aber die Festplatte zeigt ohnehin nichts mehr an! Als ich den Computer neu starten will, hängt er im Wartebildschirm fest... Mit Blog hochladen wird das also nix... Ich ärgere mich grün und blau, aber schließlich haben wir heute noch das museo textil precolombino vor uns. Vielleicht funktioniert es danach wieder...

 

Zumindest der Wachmann hat guten Laune. „Moin!“, sagt er in gebrochenem Deutsch und erntet ein Lächeln von den fünf Weibern.

Das Museum beschäftigt sich, wie der Name schon vermuten lässt, mit Textilien aus der präkolonialistischen Zeit. Eine Unglaubliche Sammlung aus sakralen Stoffen, Bekleidungen und vor allem Techniken, die sich stammspezifisch zuordnen lassen. Übers Knoten, Flechten, Nähen, Färben und der Außergewöhnlichen Kombination dieser Verfahren, entstehen diese typisch geometrischen Muster und Figuren. Symbole auf der Kleidung verleihen dem Träger Macht und Kraft in verschiedenen Bereichen. Ich selber drehe beim Stricken und Häkeln schon bei Nadelstärke 3 durch... Die filigranen Arbeiten müssen Tage und Wochen gedauert haben... Hut ab für so viel gottesfürchtiger Motivation. Wieder begegnen uns diese Trockenmumien... und wieder bin ich fasziniert von diesen textilen Särgen. Das kleine Privatmuseum bietet einen guten Einblick in die urtypische Textilgestaltung und lehrt uns, was alles auch mit begrenzten Möglichkeiten umsetzbar ist.

 

Nach so viel Kulturhistorischem Input, steht für mich erstmal die Informationssicherung im Vordergrund: Ich brauche ein neues Kartenlesegerät. Wir verirren uns also in ein großes Elektrowarengeschäft. Überall sind Theken mit freundlich interessierten Verkäufern. Hinter ihnen an der Wand hängen tausend Produkte. Wir fragen uns also nach besagtem Gerät durch. Der Verkäufer zeigt uns das Teil... ist auch das einzige von der Sorte. Ich will es kaufen, lege das Geld auf den Tresen und warte. Der Mann fragt nach Magdas Namen und tippt ihn in die Kasse. Er gibt mir einen Zettel. Wieder warte ich... bis er auf die Kassierstelle hinter mir deutet. Ok, erst bezahlen. Wir schauen auf den Zettel... anscheinend hat irgendeine MAKARENA diesen Kartenleser geordert. Ich bezahle im panzerglas gesichterten Kassenbereich. Wieder erhalten wir einen Zettel, diesmal sogar doppelt gestempelt... Dann gehen wir zu dem Typ an der Theke zurück. Dieser schickt uns weiter... Wir gehen weiter... und weiter... und weiter. Technik überall. Alle laufen hektisch durcheinander, mit Zetteln bepackt. Aber keiner hat sein Gekauftes in der Hand. Magda fragt wieder nach. Dann finden wir endlich, was wir suchen: Eine weitere Theke mit weiteren Angestellten, die Plastikbeutel im Tausch gegen die ominösen Zettel aushändigen. Luises erster Einkauf in Peru wird also erfolgreich abgeschlossen!

 

Als uns der Laden am anderen Ende ausspuckt, herrscht angespannte Stimmung. Drei wollen mit dem Taxi nach Hause. Heda und ich wollen lieber laufen. Magda ruft pflichtbewusst schonmal das Taxi, als Fabi uns noch den Weg über ihre App erklärt. Der Taxifahrer hupt, Magda ruft, Fabi steigt ein... Und wir zwei stehen da... mit einem halben Straßennamen. … Avenide Petit... damit können wir nix anfangen. Aber neben an ist ein kleiner Markt mit bunten Ständen... Wenn wir schon verloren gehen, dann können wir uns auch Zeit lassen. Der Markt stellt sich als eine Art Viertel heraus. Souvenirstände, wo das Auge hinreicht. Alle verkaufen Ähnliches. Die Kommunikation für zwei nicht Spanisch sprechende Europäer gestaltet sich als entspannt. Zumindest die Zahlen verstehe ich. Alles andere funktioniert über Hände. Heda bringt mich auch wieder zum Staunen: Mit ihrer Universalsprache bekommt sie alles was sie will. Überall ein -enco an jedes Wortende und Zack!

Aber ich löse die Situation lieber auf, bevor unsere Lieben noch einen Herzinfarkt bekommen: Ich schreibe nicht aus einem Obdachlosencafe mit freiem W-Lan. Wir haben es tatsächlich zurückgeschafft... und mussten feststellen, dass uns die App hinzu über riesige Umwege geschickt hat. Heda/Luise:1 ; Technik: 2473643 … Wir holen langsam auf!

 

Fabi kränkelt am Abend ziemlich rum. Wir kümmern uns alle rührend um sie. Ich lasse sie sogar in meinem Bett schlafen, damit sie mit Magda Bibi Blocksberg hören kann. In ihr Bett kriegen mich aber keine Zehn Pferde. Wer weiß, welcher Bazillus dort haust. Ich verbringe die Nacht also auf dem schiefen Sofa. - Einen Arm über die Rückenlehne gehängt, damit ich nicht runter rolle. Die letzte Nacht in Lima lässt mich das Hupkonzert schon beinahe genießen...

 

Morgen brechen wir Nachmittags nach Cusco auf. 22 Stunden Fahrt... zum Glück haben wir noch acht Klopapierrollen übrig...

 

Bleibt gespannt. Wir sind es auch.

Herzlichst

 

Luise