12.09. - Kein Durchkommen...

Luise

Nach einer unverhofften Pause geht es nun endlich weiter! Im Hintergrund ist still und heimlich viel passiert! (Ver)folgt uns gern auf den Social-Media-Kanälen:

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Abreisetag... bereits 0:28 Uhr fängt der Himmel an zu weinen und lässt mich wieder nicht schlafen.

 

Betrübt sitzen wir am Frühstückstisch. Wir wollen noch nicht fort. Umso unwirklicher scheint es, als José uns erklärt, dass der Fluss durch den vielen Regen angeschwollen ist. Lucio meldet sich nicht. José ist sichtlich nervös. Normalerweise ist Lucio schon immer 6:30 Uhr da. Wir bekommen die Anweisung unsere Sachen zu packen und in Gummistiefeln und Badesachen auf der Veranda der Lodge bereit zu stehen. Auf durchnässten Sesseln warten wir auf das Boot. Clewer läuft los und kommt wieder zurück... mit einer tollen Nachricht: Der Fluss, durch den wir gestern noch gewatet sind, geht ihm jetzt bis zur Brust. Zum Glück schleppe ich seit zehntausend Kilometern diesen wasserfesten Beutel mit mir herum. Ich verstaue Kamera und alle anderen Gadgets liebevoll darin und fühle mich damit einigermaßen sicher. Der Rucksack ist einfach viel zu schwer, um ihn auf Händen durch die Fluten zu tragen. - Respektive wird alles andere nass werden. Die Anspannung ist spürbar. Für diese Jahreszeit ist so viel Regen äußerst ungewöhnlich. Dann ein Geräusch... ein Motorengeräusch... wir hören das Boot durch unsere wachsamen Ohren. Das Wasser steht so hoch, dass wir direkt am Ufer abgeholt werden können. Also dürfen wir wieder Top und Hose anziehen... Swantje und ich werfen gleich noch das Regencape über unsere bepackten Körper. - Riesenmarshmallow eins und zwei sorgen ab da schonmal für bessere Stimmung.

Das Boot ist schnell bestiegen und legt auch zügig ab. Erst als wir schon zehn Meter vom Ufer entfernt sind, bemerken wir wie Clewer noch im Fluss steht und uns zuwinkt. Wir winken zurück und das erste kleine Stück bricht von unseren Herzen ab. Am Hafen des kleinen Dorfes verabschieden sich alle Tränenreich von Lucio... mir ist das zu emotional. Am liebsten würde ich mir den Dschungelglitzerzauber von der Schulter klopfen. Wie ein trotziges Kind, dass das Spielzeug eh doof findet, weil Mama es nicht kaufen will, trotte ich zum Bus. Walter läd unsere Sachen ein. Die Fahrt aus dem Nationalpark hinaus ersetzt erneut den Chiropraktiker . Im Radio läut Paint it Black. So trüb wie das Wetter ist auch die Stimmung im Bus. Wehklagen werden angestimmt. Ich sage nichts... eh alles doof.

 

Vom warmen Regenwald geht es wieder aufwärts und die Wolken verdichten sich zu Nebel. Die Landschaft wird merklich karger.

Einen Zwischenstopp hat José noch für uns: Ninamarca liegt auf 3000 Meter Höhe. Es ist scheiße kalt, aber wir lassen uns die Grabtürme nicht entgehen. Eine atemberaubende Aussicht müssen die Mumien damals gehabt haben. Wir zumindest verbringen eine ganze Weile damit, ein Gruppenfoto vor dieser unglaublichen Landschaft zu machen, bis uns das fröstelnde und vehemente "Chicas?!" wieder ins Auto steigen lässt.

Einige Kilometer vor Cusco werden wir von der Polizei angehalten. Ein griesgrämiger Beamter leuchtet mit blinkender Taschenlampe durch das Fenster in unsere Gesichter. Ohnehin schon schlecht gelaunt, geben manche von uns eher... unangebrachte Kommentare von sich... Wenn auch ihn auf deutsch beleidigt, sehe ich uns schon mit dem Gewehr im Nacken auf dem staubigen Boden knien. Schließlich erkennt auch ein peruanischer Polizist den Unterschied von zwischen gutem und bösem Wort. Aber alles geht gut.

 

José gibt uns bei Liz wieder ab, die im Reisebüro extra auf uns gewartet hat. Der Abschied vom Guide ist kurz und pragmatisch. Wir sind halt auch nur eine der vielen Reisegruppen und jetzt macht er schnell zu seiner Familie, denn morgen geht schon die nächste Tour los.

 

Umso herzlicher ist aber das Wiedersehen mit Liz. Wir schießen noch ein Erinnerungsfoto, dann trägt uns einer ihrer Helfer, der angeblich so stark ist wie ein Inka, unsere restlichen Beutel auf den Plaza de Armas und ruft uns zwei Taxis. Die Adressfindung gestaltet sich mal wieder als „complicado“. Erst als wir die Vermieterin anrufen und sie zur Tür kommt, stellen wir fest, dass wir die schon die ganze Zeit davor standen. Uns erwartet eine dekorierte Wohnung. - Mit allerlei bunten Kissen und Decken. Wir wollen sofort wissen, wo sie die her hat.

„Samstag gibt’s die direkt auf der Straße zu kaufen.

Wie sind enttäuscht, denn Samstag sind wir schon wieder nicht mehr in Cusco.

Nach einer kleinen Führung und kurzem Smalltalk verlässt die adrette Peruanerin die Wohnung. Wir wollen auch sofort aufbrechen. Der Hunger plagt uns.

 

Wir laufen los. Fabi mit ihrer App sucht nach einer Pizzeria. Dem leeren Magen geschuldet, besteht unsere Konversation aus schnippischen Bemerkungen und ungeduldigem Gestöhne.

„Ach scheiß, drauf: Wollen wir nicht einfach ein Taxi nehmen und uns bis zur nächsten Pizzeria fahren lassen?!“

Leidende Zustimmung.

Wir halten das nächste Taxi an. Magda fackelt nicht lange. Der Taxifahrer bekommt fünf Sol, wenn er uns zur nächsten Pizzeria fährt. Das ist viel zu viel, aber egal. Das Auto entspricht dem Volumen eines Wäschetrockners. Umso verstörter ist der Fahrer, als wie selbstverständlich und in übermäßiger Geschwindigkeit Fabi auf Swantjes Schoß Platz nimmt und Heda nach rutscht. Auch ich steige ein und will die Tür mit Schmackes zu schmeißen.

WAMM!... Die Autotür prallt an meinem Oberschenkel ab und fliegt wieder auf.

„Aufrutschen!“, brülle ich, als ginge es um Leben oder Tod.

Mit aller Kraft, gelingt es mit die Tür zu schließen und Magda macht noch ein paar Scherze. Verrückte Hühner und so... aber der Fahrer in einem Polohemd und weißem Kragen ist zu höflich um darauf einzugehen.

Wir fahren genau eine Straße weiter, dann dürfen wir wieder aussteigen. Jetzt muss selbst der Fahrer lachen. Ich öffne die Tür und wie einen Schnipsgummi wirft es meinen Hintern aus dem Wagen. Mit den Füßen im Auto und der Hand am Türgriff schaffe ich es noch mich festzuhalten.

 

In der Pizzeria bringen wir die Bedienung ebenfalls zum lächeln, als jeder von uns eine riesige Pizza bestellt. Keiner schafft kaum ein Viertel. Im Hintergrund läuft der Fernseher, berichtet über Anschläge, Tod und Terror. Eine kleine Familie sitzt in der anderen Ecke des Restaurants. Ich kann das Gefühl nicht einordnen, was mich da durchströmt. Der Wunsch wieder zurück zu gehen... mit dem grünen Dickicht zu verschmelzen und auf alles zu pfeifen, steckt mir genauso im Hals, wie der viel zu süße Pizzaboden. Zivilisation ist schon etwas Merkwürdiges.

 

Bleibt gespannt. Wir sind es auch.

Herzlichst

Luise

 

 

 

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