16.09. - Busbahnhoferotik und Schwerelosigkeit

Luise

 

Der letzte Tag in der Stadt mit den blauen Türen gestaltet sich als Packtag.

Die Fahrt nach Nazca ist der Probelauf für unseren Rückflug. – Zwecks Gepäckmaß und Gewicht. Nachdem ich die überflüssigen Kosmetika an die Hostelrezeptionistin verschenkt habe und die Flasche Dschungelflusswasser wegschütte, die ich in einem Anflug esoterischer Nostalgie eingesteckt habe, bin ich guter Dinge, dass ich alles unterkriege. Eigentlich ist geplant, sämtliche Klamotten übereinander zu ziehen, aber zu meiner Freude passt doch alles in den Rucksack. Die anderen schaffen es sogar das Übergepäck auf eine große Tüte zu reduzieren. Jeder nutzt die verbleibende Zeit und erkundet die schöne Stadt auf seine Weise. Ob Friseurbesuch, Buchladen oder anderes… inzwischen bewegen wir uns schon sehr sicher in der Stadt. Zu schade, dass wir wieder fahren müssen. Zumal es uns schon vor der Busfahrt graut. Diesmal sind wir nur vierzehn Stunden unterwegs. Trotzdem bin ich mir sicher, dass eine intravenöse Versorgung mit Coffein und Dimenhydrinat unumgänglich ist. Verpflegung haben wir nicht eingepackt… kommt ja eh wieder alles oben raus.

 

 

Irgendwann ist es auch 18 Uhr und wir fahren zum Bahnhof.

 

„Sie haben keine Berechtigung für Übergepäck!“, lautet die Aussage des Gepäckstückbeauftragten an der Abgabe. Magda beginnt auf ihn einzureden.

 

„Sag ihm doch einfach, dass er die paar Kilo auf uns Fünf aufteilen soll!“, meine ich in meinem undiplomatischen Pragmatismus. Magda winkt ab.

 

„Ich mach das schon.“, sagt sie und lächelt.

 

Heda haut mir in die Seite.

 

„Luise, Brust raus!“

 

Ich bin so verwirrt, dass ich gehorche.

Das Ende vom Lied: Der gute Mann lädt all unsere Gepäckstücke ein, ohne sie zu wiegen…

 

 

 

Die Fahrt gestaltet sich um einiges entspannter, als die Exclusiva–Fahrt nach Cusco. Die ersten Stunden verbringe ich damit, eine Position zu finden, die meine geprellte rechte Seite irgendwie atmen lässt. Es ist ertragbar. Erst zur mitternächtlichen Stunde bemerke ich auch nur den Fahrerwechsel, als in einer rasanten Linkskurve mein Hintern, durch die Embrionalstellung nach außen gestreckt, plötzlich an Höhe gewinnt. Mein Gesicht wird bei guten 4g in den Sitz gepresst. Noch völlig verschlafen, versuche ich mich an Irgendetwas festzuhalten. Die 180 Grad Kurve scheint endlos… bzw folgen wieder viele aufeinander… Die kurzen, geraden Strecken, geben mir immer wieder die Möglichkeit, aus dem muffig riechenden Sitz aufzutauchen und Luft zu holen. Ich schaue neidisch nach links: Fabi schläft tief und friedlich, schließlich klemmt sie in den viel zu kleinen Sitzen fest und sicher.

 

Bleibt gespannt. Wir sind es auch.

Herzlichst

Luise

 

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