17.09. - Große Menschen in Nasca

Luise

 

Beim nächsten Erwachen geht gerade die Sonne über dem wüstenähnlichen Gebirge auf. Gern hätte ich gefilmt, aber meine Arme fühlen sich an, als hätte ich die ganze Nacht Gewichte gestemmt.

 

 

In stiller Demut und dem Gefühl, heute Nacht die Welt tatsächlich aus den Angeln gehoben zu haben, genieße ich den Anblick der Wüste. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch gar nichts darübergeschrieben habe, warum wir überhaupt in Nazca sind. Es ist nicht nur ein geografischer Zwischenstopp, der uns davon abhält auf der 22 stündigen Rückfahrt gänzlich dem Kurvenkoller zu erliegen. – Nein, Nazca steht für vieles zugleich:

 

 

Die Provinz Nazca – eine der trockensten Regionen der Welt direkt am Pazifik, mit der Hauptstadt Nazca, die nach dem Fluss Nazca benannt wurde und ebenfalls die Nazca Ebene mit der Nazca-Wüste enthält. In der Nazca-Wüste, der Nordausläufer der Atacama-Wüste wiederrum befinden sich… kaum zu glauben: Die Nazca-Linien, von denen jeder schon mal gehört hat und die auch in jeder Verschwörungstheorie ihren Anklang finden..

 

 

Sand, Hitze und Mysterium… da kann man nicht einfach vorbeifahren…

 

 

Am Busbahnhof ausgestiegen, werden wir von einem Dutzend Menschen bestürmt. Bewaffnet mit den gefürchteten Klarsichthüllenordnern, wollen sie uns zu einem Rundflug über die Nascalinien bekehren. Anscheinend sind wir die einzigen Touris hier. Uns drängt es zwischen der Meute hindurch zum Hostel. Was sich mal wieder als „complicado“ erweist. Ungewaschen und frustriert hetzen wir von Straße zu Straße. Trotz der Eile nimmt uns das Flair dieser Stadt sofort ein. Nazca ist ein ruhiger Ort. Alte Männer auf kleinen Wägelchen, flache, helle Häuser und eine Affenhitze. Wir schleppen uns zum Hostel. Den Göttern sei Dank dürfen wir schon unsere Zimmer beziehen. Es ist 8 Uhr morgens und wir sind alle ziemlich durch. Nach einer eiskalten Dusche, kann ich endlich mein eines Sommerkleid anziehen, dass ich seit 10 000 Kilometern mit mir herumschleppe. Das war auch der letzte Inventargegenstand, den ich noch nicht benutzt hatte.

 

 

Der Hunger treibt uns in die Stadt und die schönen Restaurants und Cafés entdecken wir erst, nachdem wir uns schon an einem Imbiss einen lauwarmen Smoothie und ein mittelwarmes Avocadobrötchen gegönnt hatten. Es ist Sonntag und die Stadt ist sehr belebt. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen hier noch kleiner sind, als in den Großstädten. Viele Frauen gehen mir gerade mal bis zu Schulter… ein merkwürdiges Gefühl.

 

Im Allgemeinen geht es hier auch weniger touristisch zu. Unscheinbare Souvenierläden und Reisebüros, die Flüge über die Nazcalinien und Buggyfahrten durch die Wüste anbieten. (Was für´n Scheiß, denke ich mir für den Moment noch.)

 

 

Unser Mädelstrupp wird förmlich von der männlichen Belegschaft verschlungen. Und Heda braucht besonders lang beim Einkaufen. Sichtlich genervt kommt sie aus dem Laden.

 

„Die mussten sich erstmal in Bäckerei versammeln, um zu gucken, wie so eine große Frau aussieht!“

 

Mit tausend Liter Wasser im Gepäck geht es zurück zur Unterkunft. Wir setzen uns auf die Dachterrasse und atmen zum ersten Mal seit dieser Reise so richtig durch. Die letzten Wochen waren anstrengend und ruhelos gewesen. In der Wüstenstadt haben wir nun endlich die Möglichkeit, alle Eindrücke zu verarbeiten ohne gleich zum nächsten, großen Event zu hetzen… (zumindest dachte ich das…)

 

Bleibt gespannt. Wir sind es auch.

Herzlichst

Luise

 

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